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KBA auf der Zeitungsmesse World Publishing Expo 2014 in Amsterdam: Wenig Offsetinvestitionen − Digitaldruck noch in der Warteschleife

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KBA auf der Zeitungsmesse World Publishing Expo 2014 in Amsterdam: Wenig Offsetinvestitionen − Digitaldruck noch in der Warteschleife

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Anders als in früheren Jahren konnte der Vorstand der Koenig & Bauer AG (KBA) in der Pressekonferenz zur diesjährigen World Publishing Expo in Amsterdam nicht von einem Auftragsboom aus der internationalen Zeitungsindustrie berichten.

Inbetriebnahmen neuer Rotationsanlagen wie hier die KBA Cortina beim Trierischen Volksfreund im Juni 2014 sind durch die Investitionszurückhaltung der Zeitungsbranche seltener geworden

Die internationale Investitionsflaute bei Offsetrotationen für den Zeitungs- und Publikationsdruck hat sich nach einem kleinen Zwischenhoch in 2010 seit 2011 eher verstärkt und dürfte in diesem Jahr bei neuen Rollenoffsetanlagen mit einem weltweiten Auftragsvolumen unter 300 Mio. € ein neues Tief erreichen. Mögliche interessante Geschäftsmodelle mit High Volume Digitaldruck-Anlagen wie der KBA RotaJET werden in der Branche zwar eifrig diskutiert, gelegentlich auch getestet, bei den dafür notwendigen Anlageinvestitionen halten sich die Zeitungsverlage aber noch sehr zurück. Wie so oft in der langen Geschichte der Zeitungsindustrie sind Pioniere gefragt. Christoph Müller, KBA-Vorstand für den Bereich Rollendruckmaschinen, brachte es auf den Punkt: „Digital bringen klassische Zeitungshäuser derzeit zuerst mit online oder mobile in Verbindung.“

 

Wie andere etablierte Lieferanten der Zeitungsbranche ist KBA seit einigen Jahren gezwungen, seine Kapazitäten und das Personal für dieses Marktsegment mit hohen Kosten an die stark geschrumpfte Nachfrage anzupassen und die Organisation neu auszurichten. Christoph Müller: „Das ehemals große Marktsegment Rollenoffsetdruck mutiert vom Volumen- zum Nischenmarkt. Dies macht es für die Lieferanten schwierig, das gewohnte Niveau an F&E und kostenloser Beratung aufrechtzuerhalten. Wir tun unser Bestes und haben uns als Produkthaus schlank aufgestellt.“

 

Fit@All für den Wandel

Über den seit Jahresbeginn unter dem Motto „Fit@All“ laufenden Umbau der KBA-Gruppe berichtete der Vorstandsvorsitzende Claus Bolza-Schünemann. Mit den Arbeitnehmervertretern an den deutschen und österreichischen Produktionsstandorten hat man in den letzten Monaten bereits Regelungen für den Abbau von gut 1.000 von insgesamt bis zu 1.500 Stellen gefunden. Mehr als die Hälfte fallen an den Rollenstandorten Würzburg, Trennfeld und Frankenthal weg. Ein neues Standortkonzept im Bereich der Produktion soll Parallel-Aktivitäten vermeiden und führt derzeit zu umfangreichen Verlagerungen im Bereich der Fertigung. Als eine aus seiner Sicht sehr wichtigen Maßnahme nannte er die Schaffung eigenverantwortlicher Geschäftseinheiten (Business Units; bei KBA auch Produkthäuser genannt) mit klarer Umsatz- und Ergebnisverantwortung für die Segmente Rollenmaschinen, Bogenmaschinen, Spezialmaschinen (dazu gehören u. a. auch die Bereiche Banknoten- und Digitaldruck) und Produktion. Bolza-Schünemann: „Wir müssen unsere Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit in allen Bereichen nachhaltig stärken. Dafür brauchen wir mehr Transparenz und mehr strategische Flexibilität. Eine Dachgesellschaft (Holding) mit wenigen Zentralfunktionen, einem kleinen Vorstand und darunter angeordneten operative Einheiten mit eigenen Geschäftsführern kommt unseren Zielen entgegen.“

 

Der KBA-Chef machte aber auch deutlich, dass Gesundschrumpfen und Reorganisieren alleine nicht reichen, um den rasanten Strukturwandel in großen Teilen der Druckbranche zu bewältigen. Bolza-Schünemann: „Schrumpfenden Märkten wie dem Zeitungs-, Akzidenz- und Publikationsdruck stehen Wachstumsmärkte wie der Verpackungs-, Digital- und Kennzeichnungsdruck sowie Spezialmärkte wie der Banknoten-, Blech- oder Glasdirektdruck gegenüber. Dort wollen wir unsere heute schon starke Position sichern und im Rahmen der Möglichkeiten weiter ausbauen. Kapazitätsanpassung und Neuakquisitionen schließen sich dabei nicht aus, solange die Liquidität stimmt. Dies ist bei KBA der Fall.“ Als Beispiele nannte er die 2013 vollzogenen Übernahmen der im Wachstumssegment flexible Verpackungen tätigen heutigen KBA-Flexotecnica S.p.A. in Italien sowie der im Premium-Nischenmarkt Glas-Direktdekoration führenden KBA-Kammann GmbH im deutschen Bad Oeynhausen.

 

Compact-Philosophie von KBA hat sich durchgesetzt

Die von KBA im Jahr 2000 mit der Cortina und 2007 mit der Commander CT eingeführte bedienerorientierte Compact-Philosophie im Druckmaschinenbau hat sich am Markt durchgesetzt und wird inzwischen auch von anderen Herstellern beworben. Mittlerweile sind weltweit 19 Cortina- und 26 Commander CT-Rotationen in Produktion, zehn davon mit Heatset-Trocknern für Semi-Commercials. Die jüngsten Commander CT-Anlagen wurden 2014 in Baden-Baden und im schweizerischen Aarau in Betrieb genommen. Wasserlos druckende Cortina-Anlagen liefen in Trier und im norwegischen Trondheim an. In den letzten Jahren ist angesichts sinkender Auflagen in den Industrieländern die Nachfrage nach solchen High-End-Anlagen gesunken. Stärker gefragt waren modular gestaltete, auch nachträglich automatisierbare Maschinen wie die 2011 von KBA vorgestellte Commander CL. Anlagen dieses Typs sind 2014 bei Pressedruck Potsdam, beim Main-Echo in Aschaffenburg und bei Ouest-France im französischen Rennes angelaufen.

 

Print attraktiver machen

In Deutschland sind inzwischen drei Cortinas (in Trier, Freiburg und Düsseldorf) mit integrierten Lackwerken für die Produktion akzidenzähnlicher Produkte ausgestattet. Die Anwender erreichen durch die Druckveredelung neue Auftraggeber aus der Wirtschaft und der Kreativszene. Das Zusatzgeschäft verbessert die Auslastung und Wirtschaftlichkeit ihrer Investitionen. Die Möglichkeit der Inline-Lackierung von Coldset-Drucken ist bisher aus verfahrenstechnischen Gründen auf den wasserlosen Offset beschränkt. KBA empfiehlt aber, die heute gegebenen technischen Möglichkeiten für auffällige Werbeformate wie Superpanorama, Half-Cover, SMART-Flap oder Zip’n’Buy auch an konventionellen Nassoffset-Rotationen verstärkt zur Attraktivitätssteigerung zu nutzen und bietet entsprechende Nachrüstungs-Pakete an. Die reine Konzentration auf das Sparen bei Inhalt, Optik, Personal und Technik berge für die gedruckte Zeitung mehr Risiken als Chancen.

 

Neue RotaJET L erweitert Digitaldruck-Angebot

Bereits im vergangenen Jahr auf der WPE in Berlin prägte die zur drupa 2012 vorgestellte RotaJET 76 stark den Messeauftritt und die Gespräche auf dem KBA-Stand. Zur diesjährigen WPE-Pressekonferenz stellte Oliver Baar, bei KBA Projektmanager für Business Development Digital Web Presses, die neue RotaJET L-Plattform vor. Sie ist in fünf unterschiedlichen Bahnbreiten von 895 bis 1.300 mm verfügbar und für wechselnde Marktanforderungen auch nachträglich von der minimalen bis zur maximalen Bahnbreite hochrüstbar. (Siehe dazu Presseinformation „Neue KBA RotaJET L: Hochflexibel für wechselnde Marktanforderungen“ vom 13.10.2014).

 

Erneut warb Oliver Baar für die mit dem High-Volume-Inkjetdruck, ggf. auch in Kombination mit dem Offsetdruck, mögliche Erweiterung des Print-Portfolios zur Leser- und Kundenbindung, die Erreichung neuer Kundenkreise sowie die Vernetzung von Print- und Online-Medien. Als Beispiel nannte er ein erfolgreiches Projekt mit der Würzburger Main-Post, bei dem auf der KBA-RotaJET ein mit den Leser-Daten personalisierter Umschlag für die Tageszeitung als Werbung für Leserreisen produziert und verteilt wurde. Die Response-Quote war weit überdurchschnittlich. Siehe dazu Video unter: http://www.youtube.com/watch?v=govP5-rCrn0&feature=youtu.be

 

14 Tage vor der World Publishing Expo hatten HP und KBA zur Graph Expo in Chicago die Zusammenarbeit bei Inkjet-Lösungen für den Wellpappen-Verpackungsdruck bekannt gegeben. Der Druckmaschinenbauer will also sein technisches Know-how und seine Erfahrung in vielen Marktsegmenten auch bei digitalen Drucklösungen einbringen und sieht sich dabei für die Anforderungen der Zeitungsbranche sehr gut aufgestellt.

 

Breites Service-Portfolio

Angesichts der Neigung, vorhandene Anlagen länger zu nutzen, hat KBA sein Service-Portfolio für Eigen- und Fremdanlagen konsequent erweitert. Maschinenüberholungen und -umzüge, Nachrüstungen (z. B. für neue Werbeformate) und Umbauten, Software-Updates, Wartungspakete und die technische Komplettbetreuung der Kundenanlagen mit vor Ort stationiertem Personal von KBA oder der PrintHouseService GmbH (PHS) haben gegenüber dem Neumaschinengeschäft erheblich an Bedeutung gewonnen.

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Datum

2014-10-13 23:01

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