QUIZ-Initiative
Nach der Begrüßung durch die Gastgeber vom Druckzentrum Rhein Main (DRM), die Geschäftsführer Martin Kümmerling und Michael Rettig, sowie einer kurzen Rückschau auf die World Publishing Expo von Manfred Werfel, Deputy CEO von WAN-IFRA, gab Claudia Mika, Leitung Planungsservice bei der ZMG – Zeitungs Marketing Gesellschaft, einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen der QUIZ-Initiative, die im Jahr 2000 als Gemeinschaftsveranstaltung von Ifra und ZMG ins Leben gerufen wurde.
Die Initiative wurde mit der Absicht gegründet, die Standardisierung des Zeitungsdrucks auf der Grundlage von DIN ISO 12647-3 voranzutreiben, um so eine gleichmäßig hohe Farbdruckqualität gewährleisten zu können. Denn damals betrug die Reklamationsquote bei Farbanzeigen mehr als 30%! „QUIZ startete im Jahr 2000 mit 27 Zeitungshäusern, und 2003 waren es bereits 87 von 99 Druckereien, die Farbprofile der DIN/ISO-Norm 12647 nutzten. Heute, 2013, gibt es fast keine Reklamationen mehr bei Farbanzeigen“; erklärte Mika. Dennoch gebe es noch Vorbehalte, was die Druckqualität angeht: das Medium Zeitung sei von Agenturen, die Luxusgüter bewerben und Wert auf hochwertige Wiedergabe der Anzeigen legen, „im Media Mix nicht vorgesehen“. Zunehmend würden solche Entscheidungen von so genannten Lead-Agenturen sogar über Ländergrenzen hinweg getroffen. Um so wichtiger ist es, Anzeigenwerbung und innovative Ideen der Umsetzung zu fördern und publik zu machen. Werbung in der Zeitung wirkt anders als in anderen Medien, stößt auf größere Akzeptanz und wirkt nachhaltiger. Daher wirbt eine ZMG-Kampagne mit dem Spruch: „Anzeigen erscheinen nicht in der Zeitung, sondern mitten im Kopf des Konsumenten.“
Qualitätsmonitoring
Mit einer Gesamtauflage von 2,5 Millionen Exemplaren ist das wöchentlich in 16 Splitausgaben und drei Sprachen erscheinende Anzeigenblatt des Discounters coop die größte Wochenzeitung in der Schweiz. Sie wird an sechs Standorten gedruckt, wobei einer gleichmäßigen Druckqualität über die gesamte Auflage hinweg eine sehr hohe Bedeutung zukommt. Das Druckzentrum St. Gallen ist nicht nur einer dieser Standorte, sondern seit Oktober 2010 auch die maßgebende Druckerei in Sachen Druckqualität. Verantwortlicher für die druckortübergreifende Qualitätssicherung ist Hansjürg Stihl, der Leiter des Druckzentrums Winkeln bei St. Gallen. Er berichtete über das Verfahren und die dazu eingesetzte Systemlösung iQIP (von impakt-medien), die die Auswertung und statistische Aufbereitung der Daten unterstützt. Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des Qualitätsmonitoringsystems war seine Mandantenfähigkeit, d.h. die ansonsten in Konkurrenz stehenden Druckereien können in der per Internet zugreifbaren, gemeinsam genutzten Datenbank nur die auf diesen Auftrag bezogenen Daten sehen.
Basis für die Qualitätsanforderungen ist die coop-Richtlinie, die sich auf den ISO-Zeitungsstandard 12647-3 stützt, jedoch noch engere Toleranzen vorgibt. Ein speziell für die coop-Produkte erstelltes Qualitätsmanagement-Handbuch enthält alle relevanten Informationen für die Druckereien. Zur Qualitätskontrolle werden drei Druckexemplare pro Ausgabe manuell ausgemessen und die Daten in das System übertragen, wo sie sofort für unterschiedlichste Vergleiche und Statistiken verfügbar sind. Praktisch, und für den Auftraggeber ausreichend, dürfte die einfache grafische Darstellung durch Balken- und Tortendiagramme sein, die es erlaubt, mit einem Blick zu erfassen, wie es um die Druckqualität einer einzelnen Druckerei und aller Druckereien im Vergleich zueinander steht. Stihl beschreibt das System als einfach einsetzbar und flexibel: „Alle eingegebenen Daten sind auch nutzbar und das in Sekundenschnelle“ und „das System wächst mit unseren Anforderungen“. Außer Zweifel steht, dass eine große Menge an verfügbaren Messdaten auch eine gute Basis darstellen, etwa für Diskussionen mit Farblieferanten, wenn Farborte nicht stimmen.
Hybriddruck
Über den Hybriddruck-Einsatz von Coldset und Inkjet in der Zeitungsproduktion und dessen Möglichkeiten zur Markenstärkung und als neue Option für Anzeigenkunden referierte Markus Zink, zuständig für Qualitätssteuerung und Projekte beim Axel Springer Verlag. Im Sommer stattete der Verlag innerhalb weniger Wochen alle seine Zeitungs-Druckstandorte (drei eigene und zehn Vertragsdruckereien) mit Prosper S30-Inkjet-Druckköpfen von Kodak aus. Auf einer Breite von 10,5 cm können damit variable Inhalte monochrom mit einer Auflösung von 600 x 200 dpi in die Offsetzeitung eingedruckt werden und das bei voller Rotationsgeschwindigkeit. Die zusätzlich mit einem Regelsystem ausgestatteten Drucksysteme justieren sich anhand von am Seitenrand positionierten Punkten selbst und erreichen eine Eindruckgenauigkeit von +/-0,3 mm.
Mit dieser Investition will der Verlag seine Marke Bild in Print und Online stärken und dem Auflagen- und Anzeigenrückgang entgegenwirken. Die Technik wird beispielsweise für Lotterie- und Gewinnspiele mit von Exemplar zu Exemplar unterschiedlichen Glückszahlen genutzt. „Früher mussten für solche Aktionen die Spielscheine separat gedruckt werden, heute wird die Zeitung selbst zum Spielschein; das ist effektiver und kostengünstiger“, sagte Markus Zink. Ziele sind die Stärkung der Leser-Blattbindung und ein positiver Auflageneffekt. Der Hybriddruck spielt auch eine zentrale Rolle bei der Einführung des Onlineangebots Bild.de, für das ein Freemium-Modell gewählt wurde: allgemeine Nachrichten sind frei zugänglich, sogenannte Premium-Inhalte aber werden unter der Bezeichnung Bild+ kostenpflichtig angeboten. Ein digital eingedruckter individueller Zugangscode bietet dem Leser der Print-Ausgabe kostenlosen Zugriff auf alle Premium-Inhalte. Erst am Anfang steht man bei individualisierten Anzeigen, so genannten „Innovation Ads“. Im Dezember wird eine erste bundesweite Anzeige (der Baumarktkette Obi) mit einem individuellen Gewinncode erscheinen. Dass damit das Potenzial dieser Individualisierungsoption in der Anzeigenwerbung noch lange nicht ausgeschöpft ist, werden wir sehen, wenn dies auch bei den Werbetreibenden und Kreativen angekommen ist.
Energieeffizienz
Das Thema Energieeffizienz ist angesichts der Energiepreisentwicklung auch für die Druckindustrie von zunehmender Bedeutung. Wie Max Ondrusch, Experte auf diesem Gebiet bei der Forschungsgesellschaft Druck (Fogra), ausführte, ist die Motivation zur Reduzierung der negativen Umweltauswirkungen weniger ideologisch als wirtschaftlich begründet, wobei die Kostenreduzierung an erster Stelle steht. Den größten Energiekostenfaktor stellt die elektrische Energie. Neben den öffentlich-rechtlichen Pflichten (z.B. Nachrüstpflicht für Anlagen und Gebäude, energetische Inspektion von Klimaanlagen) kann ein Unternehmen seine Energieeffizienz durch freiwillige Leistungen steigern, indem es durch Effizienzsteigerung bei bestehenden Prozessen oder durch die Investition in sparsamere Anlagen seinen Energieverbrauch senkt.
Eine weitere Möglichkeit, die Kosten indirekt zu senken, besteht in der Inanspruchnahme von Fördermöglichkeiten (er nannte entsprechende Stellen und Programme auf Landes-, Bundes- bzw. EU-Ebene). Ondrusch empfiehlt den Druckdienstleistern, die bisher kein Umweltmanagement etabliert haben, keine Zeit zu verlieren und noch vor Jahresende ins Energiemanagement nach ISO 50001 einzusteigen, das eine kontinuierliche Verbesserung anstößt und die Voraussetzung zur Inanspruchnahme der Spitzenausgleichsregelung (Steuererleichterung) bildet. Ab 2015 besteht eine Pflicht (Energiesteuergesetz) zur Systemeinführung, bis dahin gilt eine Übergangsregelung. Beim so genannten horizontalen Ansatz gelten die eingeführten Systeme für das ganze Unternehmen. Der Gesetzgeber fordert hier für 2013 die Einbeziehung von mindestens 25% des Gesamtenergieverbrauchs, für 2014 von mindestens 60% und ab 2015 von 100%. Ondrusch rät, im Fall von externer Beratung auf Branchenbezug zu achten und sich ansonsten eigene Kompetenzen im Unternehmen aufzubauen.
Lesen Sie auch den Bericht über den zweiten Konferenztag.