Was steht bei Ihrem Unternehmen auf der Agenda für 2014 (Business und Technik)?
K. Schmidt: Wie wir kurz vor Weihnachten bekannt gegeben haben, steht 2014 unter dem Motto „fit@all“ eine umfassende Neuausrichtung der KBA-Gruppe auf einen im Zeitungsdruck und anderen mediennahen Printsegmenten deutlich kleiner gewordenen Markt an. Ein Kernelement dieser Neuausrichtung ist die Schaffung stärker eigenständig operierender, flexibler Geschäftseinheiten. Dies gilt u.a. für den Geschäftsbereich Rollendruck, zu dem auch Rotationsanlagen für die Zeitungsbranche zählen. Neben der unvermeidlichen Anpassung des Kerngeschäfts mit Bogen- und Rollenoffsetmaschinen an die veränderten Absatzmärkte will KBA als stärker dezentral organisierter, hochflexibler Druckmaschinenkonzern mit seinem in punkto Verfahrenstechnik und adressierte Marktsegmente ausgesprochen breiten Produktspektrum seine Präsenz in profitablen Spezialmärkten wie z.B. dem Hohlkörper- und Sicherheitsdruck und in weiter wachsenden Printmärkten, wie z.B. dem Verpackungsdruck mit seinen vielen Facetten weiter ausbauen. Diesem Zweck dienen neben eigenen Entwicklungen auch im zweiten Halbjahr 2013 getätigte Akquisitionen wie die Übernahme der Kammann Maschinenbau GmbH in Bad Oeynhausen (Siebdruck- und Digitaldrucksysteme für die Hohlkörper-Dekoration) und der italienischen Flexotecnica S.p.A. (Flexorotationen für flexible Verpackungen).
Technisch sind wir bei Offsetmaschinen für das hier im Vordergrund stehende Marktsegment Zeitungsdruck sehr gut aufgestellt, was sich auch in den Verkaufszahlen zeigt, obwohl wir uns wie unsere Mitbewerber gerade im Zeitungssegment über ein etwas größeres Weltmarktvolumen als in den letzten drei Jahren freuen würden. So ist vor zwei Monaten beim Westfalen-Blatt in Bielefeld die erste Anlage mit vollautomatischem Plattenwechsel aus der zuletzt am Markt besonders erfolgreichen, flexibel automatisierbaren Baureihe KBA Commander CL angelaufen. Und neben Freiburg und Trier wird auch die Rheinisch-Bergische Druckerei (Rheinische Post) in Düsseldorf in Kürze für ihre wasserlos produzierende KBA Cortina-Anlage ein Lackwerk für die Inline-Veredelung von Zeitungen, Zeitschriften und Semicommercial-Produkte erhalten und damit ihr Printportfolio im Hochqualitätsbereich nochmals ausweiten können. Das Thema Inline-Veredelung haben wir auch im Coldset-Druck in den letzten Jahren besonders forciert, um der Zeitungsbranche neue Wege aufzuzeigen. Die wasserlose KBA Cortina bietet hier einige Alleinstellungsmerkmale und wir sehen neben dem Neumaschinengeschäft in entsprechenden Retrofits zusätzliches Potenzial.
Natürlich wird auch unsere zur World Publishing Expo 2013 in Berlin stärker in den Mittelpunkt gerückte Digitaldruckanlage RotaJET in den kommenden Monaten auf der Agenda für die Zeitungsindustrie als zukunftsorientierte Alternative oder Ergänzung zum Offsetdruck weit oben stehen. Wir führen hier mit diversen Zeitungsverlagen interessante Gespräche und hoffen, dass sich im noch jungen Jahr 2014 auch der eine oder andere mit einem geeigneten Geschäftsmodell für eine KBA RotaJET entscheidet.
Welche Erwartungen haben Sie an die Marktentwicklung, im Vergleich zu 2013?
K. Schmidt: Die weltweite Nachfrage bei neuer Zeitungsdrucktechnik war in 2012 und 2013 mit Ausnahme von Deutschland und einigen Schwellenländern im Vergleich zu früheren Jahren recht verhalten und wir sehen im Moment wenig Anzeichen, dass sich dies 2014 grundlegend ändert. Die Branche ist nun schon länger bei der Anschaffung neuer Rotationsanlagen recht zurückhaltend. Retrofits und Erhaltungsinvestitionen an älteren Anlagen und die Zusammenlegung von Druckstandorten dominieren derzeit. In den meisten Ländern ist ja vor dem Hintergrund der Auflagenentwicklung genügend Druckkapazität vorhanden, auch wenn diese nicht immer auf dem neuesten Stand der Technik und der Wirtschaftlichkeit ist.
Welche Maßnahmen sollten die Zeitungen jetzt ergreifen, um einen Aufwärtstrend einzuleiten?
K. Schmidt: Kluge Ratgeber gibt es in unserer Branche mehr als genug. Im Zweifelsfall wissen die Verantwortlichen in den Verlagen und Druckereien selbst, was zu tun wäre. Es fehlt gegenwärtig nur etwas der Mut, gegen den Mainstream nach vorne zu marschieren. Die zuweilen kontrovers geführte öffentliche Diskussion über die künftige Bedeutung von Print in der noch relativ jungen Online-Welt, die in vielen Industrieländern rückläufigen Auflagen und Anzeigen bei gedruckten Zeitungen und Zeitschriften, die bisher in puncto Umsatz und Ertrag eher enttäuschenden Online-Aktivitäten vieler Verlage, und die noch anhaltende Suche nach zukunftsträchtigen Geschäftsmodellen für die Zeitungsbranche verunsichern viele Entscheidungsträger. Hinzu kommt die schwache Konjunktur in einigen Ländern. Die daraus resultierende Investitionszurückhaltung macht der einschlägigen Lieferindustrie zu schaffen, die sich seit Jahren ebenfalls in einem Umstrukturierungs- und Konzentrationsprozess befindet. KBA hat in der jüngeren Vergangenheit durch die Entwicklung wirtschaftlicher Drucktechnik für kleinere Auflagen, der Inline-Lackveredelung im Coldset-Druck mit der Cortina und die Werbung für kreative Werbeformate in der Zeitung viel versucht, um die Zeitungsindustrie im Medienwandel zu unterstützen. Ein für alle gültiges Patentrezept haben wir aber auch nicht. Der für einen Aufwärtstrend notwendige Unternehmergeist muss aus der Branche selbst kommen. Positive Beispiele, gepaart mit Investitionen in Print gibt es derzeit vor allem bei regionalen Zeitungshäusern in Deutschland und Europa. Sie haben in ihrem lokalen oder regionalen Medienmarkt meist eine starke Position und nutzen die gedruckte Zeitung oft erfolgreich als zugkräftige Marke und Finanzquelle für zusätzliche Aktivitäten im Online-, TV-, Event- und anderen Bereichen.