Würzburg, 16.06.11 - Von deutlich mehr Aufträgen bei Bogenoffset- und Son-dermaschinen in den ersten fünf Monaten des laufenden Geschäfts-jahres als im Vorjahr berichtete Helge Hansen, Vorstandsvorsitzender der Koenig & Bauer AG (KBA), bei der 86. ordentlichen Hauptver-sammlung des weltweit zweitgrößten Druckmaschinenherstellers im Vogel Convention Center in Würzburg. Sorgen bereitet dem Traditi-onsunternehmen dagegen das Geschäft mit großen Rotationsanla-gen für den Druck von Zeitungen, Zeitschriften, Katalogen und den Printmedien, die Leser und Werbeeinnahmen heute zunehmend mit Online-Diensten teilen müssen. In diesem Segment liegt die internati-onale Nachfrage nach wie vor weit unter dem Niveau vor der Wirt-schaftskrise. Dennoch konnte der am Markt breit aufgestellte Druck-maschinenbauer nach vorläufigen Zahlen von Januar bis Mai 2011 den Auftragseingang gegenüber dem Vorjahr um etwa 21 % auf ca. 600 Mio. € und den Umsatz um 27 % auf über 420 Mio. € steigern. Der Auftragsbestand Ende Mai war mit gut 617 Mio. € um rund 40 % höher als vor zwölf Monaten. Beim Halbjahresergebnis erwartet Han-sen aus aktueller Sicht ebenfalls eine Verbesserung gegenüber 2010, verwies die Aktionäre bezüglich weiterer Details allerdings auf den am 12. August erscheinenden Quartalsbericht.
KBA bleibt auf Kurs trotz Streik in Frankenthal
Beim Umsatz liegt KBA nach fünf Monaten maschinenbautypisch noch hinter der Jahresplanung zurück. Trotz der durch den sechswö-chigen Streik am Standort Frankenthal eingetretenen Lieferverzöge-rungen bei Rollenmaschinen hält das Management für 2011 aber weiter am Ziel fest, den Konzernumsatz gegenüber dem Vorjahr (2010: Umsatz 1,18 Mrd. €) im einstelligen Prozentbereich zu stei-gern. Auch die angestrebte moderate Ergebnisverbesserung sei wei-terhin möglich. Genaueres könne man aber erst im August bei der Vorlage des Halbjahresberichts sagen. Erst in der vorletzten Nacht vor der Hauptversammlung hatten die Betriebs- und Tarifparteien eine Rahmenvereinbarung für die Beendigung des Arbeitskonflikts im Pfälzer Werk (zu den Inhalten siehe Presseinfo vom 15.06.2011) un-terzeichnet, die nach Zustimmung der Belegschaft in einer erneuten Urabstimmung zur Wiederaufnahme der Arbeit am Montagmorgen des 20. Juni führen würde.
Angesichts der verhaltenen Marktperspektiven bei Rollendruckanla-gen nannte Hansen die angestrebte weitere Kapazitätsanpassung an den Standorten Frankenthal, Würzburg und Trennfeld um insgesamt etwa 700 Stellen unvermeidlich. Nur so könne man auf einem deut-lich kleineren Markt die Wettbewerbsfähigkeit sichern und die not-wendige Ertragskraft wiederherstellen. Nach den langwierigen Ver-handlungen mit den Arbeitnehmervertretern und der IG Metall in Frankenthal haben auch für die beiden fränkischen Standorte ent-sprechende Gespräche begonnen. Nach Umsetzung der geplanten Maßnahmen wird die Zahl der KBA-Mitarbeiter bis Ende 2013 deut-lich unter 6.000 sinken. Ende Mai hatte der Konzern noch 6.377 Be-schäftigte, ca. 90 weniger als vor zwölf Monaten.
Fusionen hätten noch mehr Arbeitsplätze gekostet
In seiner Rede ging der Vorstandsvorsitzende ausführlich auf die glo-balen Veränderungen am Medienmarkt, den technischen Fortschritt und den Strukturwandel in der Druckbranche ein. Er machte deutlich, dass die 2009 nach dem Markteinbruch eingeleitete Kapazitätsredu-zierung bei den drei weltweit führenden deutschen Druckmaschinen-bauern von zusammen mehr als 9.000 Stellen nicht Ausdruck wenig vorausschauender und zur Kooperation nicht bereiter Vorstände sei. Hansen: „Die immer wieder diskutierten Fusionsszenarien hätten zu noch mehr Werksschließungen mit enormen Reibungsverlusten und Folgekosten sowie zum Verlust von noch mehr Arbeitsplätzen ge-führt. Und die angeblich versäumte frühzeitige Erschließung neuer Geschäftsfelder kann man Unternehmen, die bis 2007 noch an der Kapazitätsgrenze produziert haben, nur vorwerfen, wenn man nicht weiß, wie schwierig es ist, mitten im Galopp die Pferde zu wechseln.“
Diversifizierung über den Druck hinaus
Der KBA-Chef räumte aber ein, dass sich der klassische Druckma-schinenbau neu orientieren müsse. So hat Koenig & Bauer in den letzten zehn Jahren durch Unternehmenszukäufe profitable Ni-schenmärkte erschlossen und die Abhängigkeit von unter Druck ste-henden Volumenmärkten wie dem Akzidenz-Rollenoffset- und Zei-tungsdruck reduziert. Nicht druckspezifische Geschäftsfelder inner-halb des Konzerns wie die industrielle Abluftreinigung oder die Kenn-zeichnungstechnik seien ausbaufähig. Ein weiterer Schritt zur mittel-fristigen Realisierung von Wachstumspotenzialen ist die am 1. März bekannt gegebene Lizenzvereinbarung für das neue Segment Digi-taldruck. Diese ermöglicht KBA auf Basis bereits erprobter Technolo-gien den schnellen Einstieg in das zukunftsträchtige Inkjet-Verfahren mit selbst produzierten und vermarkteten Maschinen. Das Thema Diversifizierung bleibt weiter auf der Agenda des Vorstands.
Dividende für 2010
Positiv registrierten die Anteilseigner, dass KBA als einziger der gro-ßen Druckmaschinenhersteller seine Finanzen über die Krisenjahre hinweg ohne Inanspruchnahme der Kapitaleigner aus dem operativen Geschäft gesund halten und im Konzern nach 2009 im vergangenen Jahr erneut ein auf 15,3 Mio. € gestiegenes positives Vorsteuerer-gebnis erzielen konnte. Nach zwei Jahren ohne Dividende werden die Aktionäre am Konzerngewinn 2010 in Höhe von 12,5 Mio. € mit einer Ausschüttung von 0,30 € je Stückaktie beteiligt.
Detaillierte Zahlen zum 1. Halbjahr werden am 12.08.2011 veröffentlicht.
Weitere Informationen zur Hauptversammlung unter
http://www.kba.com/de/investor/hv.html
Wichtiger Hinweis:
Diese Presseinformation enthält in die Zukunft gerichtete Aussagen, die auf fundier-ten Annahmen und Hochrechnungen der Unternehmensleitung der Koenig & Bauer AG beruhen. Auch wenn die Unternehmensleitung der Ansicht ist, dass diese An-nahmen und Schätzungen zutreffend sind, können die künftige tatsächliche Entwick-lung und die künftigen tatsächlichen Ergebnisse davon aufgrund vielfältiger, vom Unternehmen nicht beeinflussbarer Faktoren abweichen. Zu diesen Faktoren können beispielsweise die Veränderung der Wirtschaftslage, der Wechselkurse sowie Ver-änderungen innerhalb der grafischen Branche gehören. Die Koenig & Bauer AG übernimmt keine Gewährleistung und keine Haftung dafür, dass die künftige Entwick-lung und die künftig tatsächlich erzielten Ergebnisse mit den in dieser Pressemittei-lung enthaltenen Zahlen und Aussagen identisch sein werden.