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Paul Druesne, ETDE, zum Thema Energieeffizienz

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Paul Druesne, ETDE, zum Thema Energieeffizienz

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13454

Paul Druesne ist beim französischen Energie-Dienstleister ETDE für internationale Geschäftsentwicklung zuständig.

WAN-IFRA: Könnten Sie in wenigen Worten die Haupttätigkeitsbereiche von ETDE beschreiben?

PAUL DRUESNE: Als Energie- und Dienstleistungssparte von Bouygues Construction ist ETDE auf die Konzeption, Einführung, Wartung und den Betrieb von Energielösungen und lokalen Dienstleistungen spezialisiert, die eine nachhaltige Leistung von Anlagen und Infrastruktur-Einrichtungen sicherstellen. ETDE bietet in folgenden drei Bereichen eine umfassende Fachkompetenz von der Projektvorbereitung bis zur Nachprojektphase:

- Netzinfrastruktur (Energie und Telekommunikation)

- Elektrotechnik, Mechanik und HLK (Heizung, Lüftung und Klimatechnik)

- Facility Management


WAN-IFRA:  Wenn eine Zeitungsdruckerei ihren Energieverbrauch und damit die Energiekosten senken will, kann sie sich an ETDE wenden, um sich beraten zu lassen. Welches Vorgehen würden Sie empfehlen?
P. DRUESNE: Eine Beratung zur Energieoptimierung ist typischerweise der erste Schritt in unserer Partnerschaft mit einem Druckunternehmen. Den Energieverbrauch im Drucksaal zu verringern, ist kein isoliert zu betrachtender Aspekt: Der gesamte Druckprozess und die Infrastruktur müssen berücksichtigt werden, um langfristige Lösungen zu finden, die der Strategie des Kunden und den Anforderungen der Anlagen entsprechen. Nach einem ersten Meeting und einer Betriebsbesichtigung beginnt das Prozedere mit einem Projektentwicklungsvertrag zwischen dem Druckunternehmen und ETDE, aus dem die technischen und/oder finanziellen Zielsetzungen hervorgehen. Daraufhin erarbeitet ETDE eine detaillierte Studie, die konkrete und wirksame Lösungen aufzeigt. Wenn ETDE Lösungen anbieten kann, die den Zielsetzungen des Projektentwicklungsvertrags entsprechen, kann das Unternehmen entscheiden, ob es die Partnerschaft nach Vorlage der Studie in dieser Phase beenden möchte oder das Projekt unter Umsetzung der von ETDE vorgeschlagenen Lösungen fortsetzen will. Nach Projektabschluss werden auch Wartungsdienstleistungen angeboten. In jedem Fall gilt: Je früher wir mit dem Kunden zusammenarbeiten, desto besser die Lösungen.


WAN-IFRA: Wie lange würde es dauern und wie viel würde es kosten, die Energieverbräuche zu analysieren und ein Konzept für die Energieeffizienz zu erstellen?
P. DRUESNE: Die Arbeit vom ersten Meeting bis zu einer umfassenden technischen Lösung, die als Studie vorgelegt wird, kann mehrere Wochen bis mehrere Monate dauern, je nach Druckerei-Gebäude, -Ausstattung, -Nutzung und -Umgebung. ETDE geht langfristige Partnerschaften mit seinen Kunden ein: Unser Ziel ist es, die von uns konzipierte Lösung auch zu installieren und zu warten. Mit anderen Worten: Die Kosten für die Studie selbst sind im Idealfall Teil einer schlüsselfertigen Gesamtlösung. Wenn sich der Kunde rein für die Studie als Konzeptlösung entscheidet, kostet ihn das zwischen 5 und 7% der von ETDE komplett installierten, betriebsbereiten Lösung (vorausgesetzt, die Studie entspricht den im Projektentwicklungsvertrag festgelegten Kriterien).


WAN-IFRA: Ist Energiespar-Contracting ein Modell, das sich auch für Zeitungsdruckereien anbietet?
P. DRUESNE: Angesichts steigender Energiekosten und des scharfen Wettbewerbs im Zeitungsmarkt ist der Energieverbrauch ein Hauptaspekt der „Schlanken Produktion“ und wird ein immer wichtigeres Thema in der Druckbranche. Wir sind überzeugt, dass Energie-Contracting in den kommenden Jahren die beste Lösung für Druckunternehmen darstellen wird.


WAN-IFRA: Welche Möglichkeiten gibt es, überschüssige Energie wie etwa Abwärme zu nutzen?
P. DRUESNE: Die klassische Energie-Rückgewinnung (via Kraft-Wärme-Kopplung) ist möglich, wird aber bisher nur in begrenztem Maße praktiziert. Gut konzipierte Druckereien arbeiten mit fast durchgehender Kühlung, bei minimalem Heizbedarf. Beispielsweise ist es möglich, Abwärme für die Erwärmung des Brauchwassers zu nutzen. Jede betriebsspezifische Energiesituation birgt mögliche Verlustquellen; unsere Aufgabe ist es, festzustellen, ob sich diese Energie zurückgewinnen lässt und ob sich diese Investition lohnt.


WAN-IFRA: Wie hoch ist das Einsparpotenzial durch Gebäudemanagement?

P. DRUESNE: Das Facility Management kann optimiert werden, um Energie- und sonstige Betriebskosteneinsparungen zu erzielen. Ein effizientes Gebäudemanagementsystem ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt im Facility Management.

Überraschend ist, dass bei den meisten der von uns begutachteten Zeitungsdruckereien typischerweise 80 % der verbrauchten Energie auf Beleuchtung, Heizung, Lüftung, Klima usw. entfielen und nur 20 % auf die Produktionsausrüstung (Rotation, Versandraum usw.). In diesen Bereichen sind die größten Einsparungen durch den Einsatz von drehzahlvariablen Antrieben oder die sog. Free-Cooling-Technik (Anm. d. Red.: hierbei werden kühlere Außentemperaturen genutzt, um Kaltwasser zu erzeugen) zu erzielen.

 
WAN-IFRA: Druckereien haben oft große Dachflächen, die sich für Fotovoltaik anbieten würden – lohnt sich eine solche Investition?
P. DRUESNE: Ähnlich wie andere Infrastruktur-Einrichtungen können Fotovoltaik-Anlagen auf Druckerei-Dächern eine gute Möglichkeit darstellen, vorausgesetzt, das Gebäude befindet sich in einer sonnigen Region. Für eine solche Investition empfehlen wir, neue Geschäftsmodelle und Partnerschaften mit örtlichen Elektrizitätsversorgern in Erwägung zu ziehen. ETDE kennt sich zwar mit der Installation von Fotovoltaik-Parks aus, doch bisher haben wir noch keine Fotovoltaik-Anlage auf einer Druckerei installiert. Die Rentabilität einer solchen Anlage hängt auch davon ab, welche Politik das jeweilige Land hinsichtlich der Einspeisungsvergütung für lokal erzeugte umweltfreundliche Energien verfolgt.

 
WAN-IFRA: Was ist bei der Druckerei-Neubauplanung in Bezug auf Energieeffizienz zu beachten?
P. DRUESNE:

  • Die Konzeption von Heizung, Lüftung und Klimatechnik für einen energieeffizienten Betrieb auch bei Teillast, da bei vielen Druckereien die Maschinen nach wie vor oft nur 6 von 24 Stunden in Betrieb sind.
  • Workflow
  • Areal
  • Raumnutzung
  • Anforderungen der Produktionsanlagen
  • Anordnung der angrenzenden Büroräume
  • Lokal verfügbare Energiequellen
  • Allgemeines Umfeld (Wetter und Klima, natürliche Ressourcen, Nachbar-Bebauung)

WAN-IFRA: Gibt es ETDE -Referenzprojekte im Bereich Zeitungsdruck? Welche Maßnahmen wurden jeweils umgesetzt?
P. DRUESNE: Ja viele, darunter:

  • DC Thomson – Dundee und Glasgow
  • Newsquest –Weymouth / Glasgow / Oxford
  • The Guardian – Manchester
  • News International – Eurocentral
  • Daily Mail DGMT – Didcot, Stoke-on Trent, Leicester, Bristol etc.

Derzeit arbeiten wir für Westferry Printers als Experten für Mechanik und Elektrik im Rahmen ihres Projektes zur Verlagerung der Produktion vom bisherigen Standort in London in eine neue Druckerei in Luton.

Autor

Charlotte Janischewski's picture

Charlotte Janischewski

Datum

2011-06-29 10:13

Author information

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