Mit der Preisverleihung werden Ali Ferzats beispielloser Einsatz für die Meinungsfreiheit und sein unerschütterliches Engagement gewürdigt, mit dem er – trotz Angriffen auf seine Person – die Auswüchse der Macht in seinen Karikaturen entlarvt. Die Verleihung des Preises an Ali Ferzat erfolgt am 11. Dezember in Beirut – am Vorabend des siebten Jahrestages der Ermordung von Gebran Tueni, des renommierten libanesischen Verlegers, der 2005 in Beirut durch eine Autobombe ums Leben kam.
Die Auszeichnung geht in diesem Jahr an einen Medienprofi, der für die von Gebran Tueni verkörperten Werte steht: Einsatz für die Pressefreiheit, Courage, Führungsstärke, Ehrgeiz und hohe unternehmerische und berufliche Standards. Ali Ferzats herausragende Hingabe an seine Kunst als Instrument, um die Grenzen der Meinungsfreiheit – in Syrien und anderswo – weiter auszudehnen, hat ihn zu einem der anerkanntesten Kulturschaffenden der arabischen Welt gemacht.
„Dieser Preis bedeutet mir als Künstler sehr viel, da er zum Ausdruck bringt, dass meine Stimme Gehör gefunden hat. Er gibt mir auch die Zuversicht, dass ich auf dem richtigen Wege bin und dass meine Ideen und Ideale bei den Menschen ankommen“, so Ali Ferzat, der aus Syrien geflohen ist, nachdem ihm in einem vermutlich von staatlichen Sicherheitskräften verübten brutalen Angriff im August 2011 als „Warnung“ vor der Fortsetzung seiner kritischen Arbeit beide Hände gebrochen worden waren.
„Ich möchte allen danken, die meine Nominierung für den Gebran-Tueni-Preis unterstützt haben. Ich schätze den hervorragenden Einsatz von WAN-IFRA und An-Nahar für die Verteidigung und Förderung einer freien Presse und des Rechts auf Meinungsfreiheit“, so Ferzat weiter.
In den mehr als vier Jahrzehnten seiner Tätigkeit als Karikaturist hat Ali Ferzat Tausende von Karikaturen in syrischen, arabischen und internationalen Zeitungen wie etwa der französischen Le Monde veröffentlicht. Er erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen, darunter den renommierten niederländischen Prinz-Claus-Preis für „Leistungen in Kultur und Entwicklung“. 2011 wurde er gemeinsam mit anderen prominenten Aktivisten des Arabischen Frühlings mit dem EU-Menschenrechtspreis (Sacharow-Preis) ausgezeichnet.
Während einer Phase des gemäßigten Liberalismus („Damaszener Frühling“), nach dem Tod von Präsident Hafiz al-Assad im Jahr 2000, gründete Ali Ferzat die erste unabhängige Zeitung Syriens seit 1963. Ad-Domari (Der Laternenanzünder) erschien als eigenfinanziertes Satireblatt mit Karikaturen und kritischen Berichten über Korruption und behördliche Inkompetenz über einen Zeitraum von zwei Jahren, bevor Druck von Regierungsseite, finanzielle Nöte und Zensur dessen Einstellung erzwangen.
Seit Beginn der anhaltenden Aufstände in Syrien gegen das Regime von Präsident Bashar al-Assad sind auch Ferzats regierungskritische Karikaturen direkter geworden und richten sich insbesondere auch gegen Regierungsmitglieder. In einem Interview mit der BBC im März 2012 wies er die wachsende Kritik von regierungsfreundlicher Seite entschieden zurück. „Ich bin mit Leib und Seele Karikaturist und dazu bestimmt, mich zu widersetzen, mich mit Regimen auseinanderzusetzen, die... – ja, die Übles tun. Und das genau tue ich.”
In der Begründung der Preisverleihung erklärt WAN-IFRA: „Ali Ferzats beißender Humor und sein unbeirrbares Engagement, mit dem er die Auswüchse der Macht offenlegt, haben ihn zu einem scharfen Kritiker von Diktatoren und korrupten Regimen in der gesamten arabischen Welt gemacht. Seine Karikaturen sind Symbole des Widerstands und universelle Sinnbilder für Meinungsfreiheit geworden, die weltweit Widerhall finden. Dieser Preis bezeugt Ali Ferzats Mut und Entschlossenheit, der Unterdrückung die Stirn zu bieten. Er ist eine führende Figur in einer Generation, die keine Angst davor hat, ihre Stimme gegen Ungerechtigkeit zu erheben.“
Gebran Tueni war fast 20 Jahre lang eine herausragende Figur des Weltverbands der Zeitungen: Er war führendes Mitglied des Pressefreiheitskomitees, mehr als zehn Jahre Mitglied im Vorstand, regelmäßiger Teilnehmer an Missionen zu Brennpunkten im Bereich Pressefreiheit sowie unermüdlicher Berater und Unterstützer der Verbandsführung in Fragen rund um den Arabischen Raum und die Pressefreiheit. WAN-IFRA und die Familie Tueni lobten den Preis aus, um andere mutige und unabhängige Verleger, Chefredakteure und Zeitungen in der arabischen Welt zu ermutigen.
Im Namen der von ihrer Familie geführten Zeitung An-Nahar erklärte die derzeitige Leiterin Nayla Tueni, Gebrans Tochter: „Es ist für uns eine große Ehre, dass Ali Ferzat diese Nominierung angenommen hat. Seine Überzeugungen sind auch die unseren. Sein Kampf ist uns vertraut. Er steht für Meinungsfreiheit und die Werte einer freien Presse, denn trotz des auf ihn verübten brutalen Angriffs hat er nie aufgegeben. Ganz im Gegenteil, er hat seinen Weg fortgesetzt, denn die Prinzipien, an die er glaubt, sind ihm einfach zu wichtig – ebenso wie der gesamten freien Welt und auch uns hier bei An-Nahar. Es sind die Prinzipien, für die Gebran Tueni mit seinem Leben bezahlte.”
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