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Digitaldruck für Zeitungen: Interview mit Dr. Josef Simmerl, Océ

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Digitaldruck für Zeitungen: Interview mit Dr. Josef Simmerl, Océ

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16978

Digitaldruck für Zeitungen

Dr. Josef Simmerl ist Executive Director Market Segment Management Liquid Toner Solutions bei Océ Printing Systems. Océ ist ein Unternehmen des Canon-Konzerns.

Warum sollte ein Zeitungsverlag oder eine Zeitungsdruckerei jetzt die Investition in eine Digitaldruckmaschine in Betracht ziehen?

Bei der Beantwortung dieser Frage muss nach dem Geschäftsmodell unterschieden werden:

  • Bei der Produktion internationaler Titel in kleinen Auflagen (z.B. in Urlaubsregionen oder internationalen Geschäftsdestinationen) bietet der Digitaldruck zunehmend wirtschaftliche und logistische Vorteile. Speziell bei Zeitungen die per Luftfracht importiert werden, ist es aufgrund stetig steigender Transportkosten und Sicherheitsmaßnahmen zunehmend wirtschaftlicher und umweltfreundlicher diese digital nahe der tatsächlichen Nachfrage zu produzieren. Bei stark sinkenden Auslandsauflagen kann außerdem  der Offsetdruck vor Ort im reinen Produktionskostenvergleich unwirtschaftlich werden.
  • Im Inlandsgeschäft sehen wir die Vorteile des Digitaldrucks bei Hybridkonzepten bzw. Microzoning. Digital produzierte Sektionen ergänzen den Hauptteil der Offset produzierten Zeitung. Dieses Geschäftsmodell weckt zunehmend das Interesse von Verlagen. Im Digitaldruck können außerdem während der Tagschicht ergänzende Produkte wie Werbebeileger und Anzeigenblätter mit hoher Flexibilität gefertigt werden.
  • Der digitale Inkjetdruck wird immer leistungsfähiger. So können auf den schnellsten Océ JetStream Systemen mit manroland Nachverarbeitung pro Schicht über 50.000 24-seitige Zeitungen im Tabloid Format produziert werden. Damit kommt der Digitaldruck bei rückläufigen Auflagen zunehmend auch für regionale Titel in Frage. Verlage analysieren zunehmend die Option des Digitaldrucks als Ergänzung bzw. zukünftigen Ersatz des Offsetdrucks.

 

Welche geschäftliche Perspektive sehen Sie für den Digitaldruck im Zeitungssektor?

Der Digitaldruck im Zeitungssektor schafft ideale Voraussetzungen zur Umsetzung der oben dargestellten Geschäftsmodelle. Verlage müssen Konzepte entwickeln um auf sinkende Auflagen und ein stagnierendes Anzeigengeschäft zu reagieren. Hierfür kann der immer leistungsfähiger werdende Digitaldruck eine wirtschaftliche Lösung sein um in enger Verzahnung mit e-paper Konzepten die Attraktivität der gedruckten Zeitung zu erhöhen.

 

Welche Anforderungen stellt Océ an Papier und Farbe? Bieten Sie eigene Inkjet-Tinten an bzw. können die Anwender Verbrauchsmaterialien von verschiedenen Lieferanten beziehen?

Canon stellt keine spezifischen Anforderungen an Zeitungspapiere. Standardzeitungspapiere ab 45 g/m2 können verwendet werden. Bei hoher Flächendeckung kann es sinnvoll sein, Papiere mit 49 g/m2 zu verwenden. Die Tinten für die Océ ColorStream 3000 und JetStream Baureihen sind speziell auf die Océ Drucktechnologie optimiert und ergeben ein qualitativ hochwertiges Druckbild. Sie  können deshalb nicht bei anderen Lieferanten bezogen werden.

 

Wird die FoldLine von manroland web systems nur in Verbindung mit der JetStream 4300 als Komplettlinie angeboten?

Die Kooperation zwischen manroland web systems und Canon ist weiterhin sehr eng. Dies ergibt sich auch aus der Integration der manroland Foldline mit Océ JetStream Drucksystemen  der ‚Wide-Series‘ bei 30‘‘ Papierbreite und Geschwindigkeiten von derzeit bis zu  254 m/min.

 

Ist das Océ Digital Newspaper Network noch aktiv?

Mit dem Digital Newspaper Network hat Canon als Pionier im internationalen digitalen Zeitungsgeschäft mehr als 10 Jahre die Rolle des Mittlers zwischen Verlagen und Druckdienstleistern wahrgenommen. Das Geschäftsmodell ist inzwischen etabliert und wird zunehmend auch in direktem Kontakt zwischen Verlagen und Druckdienstleistern umgesetzt.  Wir diskutieren mit unseren Kunden weiterhin auch Optionen das Druckvolumen in der Nachtschicht mit der Produktion von Zeitungen zu erweitern und pflegen deshalb nach wie vor Kontakte mit Zeitungsverlagen und unterstützen Verlage und Druckereien bei der Geschäftsanbahnung. Bei den vertraglichen Beziehungen ziehen jedoch heute Verlage und Druckereien heute mehrheitlich  den direkten Kontakt vor.

Autor

Charlotte Janischewski's picture

Charlotte Janischewski

Datum

2013-10-01 13:29