In den letzten Jahren hat der Digitaldruck, insbesondere der Inkjetdruck, große Fortschritte bei allen für die Zeitung relevanten Parametern (Format, Geschwindigkeit, Qualität u.a.) erzielt. Während der Offsetdruck seine höchste Entwicklungsstufe längst erreicht hat, ist das Entwicklungspotenzial des Digitaldrucks noch lange nicht erschöpft.
Das bedeutet aber nicht, dass man seine weitere Entwicklung abwarten sollte, denn schon heute bieten sich der Zeitung mit dem Verfahren vielfältige sinnvolle Einsatzfelder:
- Bereits gut eingeführt ist der so genannte „Inseldruck“, bei dem die Zeitung am Urlaubsort produziert wird, anstatt dem Leser dorthin nachgeschickt zu werden.
- Ähnlich angelegt ist der „Hauptstadt-Druck“, ein Angebot für überregionale und regionale Titel, die in der Hauptstadt oder großen Metropolen im eigenen Land präsent sein wollen.
- Als „Event-Druck“ könnte man die Produktion von Sonderausgaben für bestimmmte Anlässe (Veranstaltungen o.ä.) bezeichnen.
- Ein aufgrund des technischen Entwicklungsstandes neu entstandener Einsatzbereich ist der Kleinauflagendruck, der bei geeigneter Auftragsstruktur für die Zeitungsdruckerei u.U. eine wirtschaftlichere Alternative zum Offsetdruck sein kann.
- Der Spezialbeilagendruck ermöglicht den bedarfsgerechten Zuschnitt von Zeitungssektionen auf bestimmte Lesergruppen, die sich durch ihren Wohnort (z.B. Stadtteil) oder ihre Interessenlage definieren. Die Zusammenführung der Teilprodukte erfolgt im Versandraum.
- Der „Personalsierungsdruck“ hat zwei grundsätzliche Ausprägungen:
1. den digitalen Eindruck von Individualisierungsmerkmalen: z.B. Losnummer, persönlicher Zugangscode etc. (im Hybriddruck: Offset plus Continuous Inkjet)
2. den Druck variabler Daten für bestimmte, eng eingegrenzte Zielgruppen (im Hybriddruck oder reinen Inkjetdruck); theoretisch auch für bestimmte Einzelpersonen – allerdings fehlen den Zeitungen hierfür noch die Voraussetzungen zur entsprechenden Bereitstellung der Leserdaten.
- Zu erwähnen wären noch – der Vollständigkeit halber – zwei Print on Demand Modelle:
1. der Just-in-Time-Druck am Automaten, aber diese Anwendung wird wohl weiter eine Nischenanwendung bleiben oder aufgrund der zunehmenden Verbreitung von mobilen elektronischen Informationsmedien ganz verschwinden.
2. die persönliche Zeitung, deren Inhalte nach dem individuellen Interessenprofil des einzelnen Lesers (u.U. aus verschiedenen Nachrichtenquellen) zusammengestellt wird. Alle bisherigen Versuche, daraus ein funktionierendes Geschäftsmodell zu entwickeln, sind gescheitert. Auch hier ist das mobile Internet der größte Konkurrent.
Neuer SFN-Report erschienen
Der jetzt vorliegende Bericht "Digitaldruck für Zeitungen" beleuchtet die heutige Situation des Digitaldruckeinsatzes in der Zeitungsproduktion und berichtet über die aktuellsten Fallstudien in den USA, Italien und Deutschland.
Der SFN-Report ist für WAN-IFRA-Mitglieder kostenlos abrufbar; für Nichtmitglieder kostet er 150 Euro: http://www.wan-ifra.org/reports/2013/09/30/digitaldruck-fuer-zeitungen
Folgende Themen werden in dem Bericht u.a. behandelt:
- Digitaldruck als Vertriebskonzept: Distributoren waren die ersten, die ein Geschäftsmodell entwickelt haben, das vom Digitaldruck profitiert. Mit der Produktion internationaler Zeitungstitel wird den Verlagen nicht nur ermöglicht, am Erscheinungstag im Zielmarkt vertreten zu sein, sondern u.U. auch teure Luftfracht- und Transportkosten einzusparen.
IPS-Geschäftsführer Dieter Wirtz gründete 2013 NP Newsprint Berlin als ersten Standort der IPS-Tochter Newsprint Europe, zu der auch das bereits 2012 gegründete Unternehmen Newsprint Italia gehört. Wenn dasModell gut angenommen wird, sollen weitere Digitaldruck-Standorte eröffnet werden und Newsprint Europe zu einem länderübergreifenden Netzwerk für den digitalen Zeitungsdruck ausgebaut werden.
- Kleinauflagendruck: Zeitungsdruckereien sind häufig wirtschaftlich selbständige Unternehmen, die immer auf der Suche nach zusätzlichen Druckaufträgen sind. Doch Miniauflagen auf einer großen Offsetanlage zu drucken, rechnet sich nicht. Eine Digitaldruckmaschine kann gerade hier ihr Potenzial voll ausspielen.
Die Fallstudien der Druckunternehmen Centro Stampa Quotidiani (CSQ) in Italien und Newsweb in den USA zeigen auf, wie der Digitaldruck vorteilhaft eingesetzt werden kann. Es berichten die jeweiligen Geschäftsführer: Dario de Cian (CSQ) und Rodd Winscott (Newsweb). Im Fall von CSQ wird dem Zeitungsverlag als Auftraggeber eine bessere Bedienung seiner lokalen Märkte durch digital gedruckte Lokalteile ermöglicht, die ins Offset-Hauptprodukt eingesteckt werden. Newsweb in Chicago hingegen nutzt das Inkjet-Verfahren für seine vielen Kleinauflagen als ideale Ergänzung zum Offsetdruck – eine Entscheidung, die sich für das Unternehmen rechnet.
- Hybriddruck: Der Inkjet-Eindruck in Zeitungen, die im Offset produziert werden, ist eine geniale Idee, denn er fasst das Beste aus beiden Technologien zusammen und bietet ganz neue Möglichkeiten der Vermarktung.
Mit der Installation von digitalen Eindruckwerken in die Zeitungsrotationen an allen BILD-Produktionsstandorten, hat Axel Springer in diesem Sommer Aufsehen erregt. Tobias Kuhn, der Projektverantwortliche beim Verlag Axel Springer, erläutert im Interview den Projektverlauf und die Pläne für den Einsatz der neuen Technik, der sich nicht auf Gewinnspiele beschränken wird.
- Digitaldruck-Basiswissen: Der Digitaldruck ist neu bei der Zeitung und manches – ja, fasst alles – ist hier ganz anders als im Offsetdruck. Das Kapitel vermittelt einige Grundinformationen zur Technik und zur Kostenstruktur im Digitaldruck.
- Herstellerstimmen: Anbieter von Digitaldruck-Lösungen erläutern ihre Philosophie und die geschäftlichen Perspektiven im Bereich des Zeitungsdrucks.
- Inkjet-Rollensysteme: Im Anhang findet sich eine Übersicht über die wichtigsten 4c-Inkjet-Rollensysteme für den Zeitungsdruck und ihre Grundparameter.