Wenn jemand mit der Herstellungsqualität einer Zeitung oder mit der Qualität einer speziellen Zeitungsanzeige unzufrieden ist, liefert diese Norm – neben den gültigen Verlagsbedingungen – maßgebliche Beurteilungskriterien. Als unabhängiger Sachverständiger oder Berater, der bei Fragen der Druckqualität eingeschaltet wird, kommt man, genau wie die verantwortlichen Experten in den Druckereien, nicht an den neuen ISO-Vorgaben vorbei. Deshalb sollen hier einschlägige Veränderungen zusammenfassend erläutert werden.
Im Zuge einer QUIZ-Zertifizierung werden die wichtigen Neuerungen sowohl während des Druckerei-Audits als auch während der 6-monatlichen Überprüfungsphase zur Beurteilung der erzielten Qualität herangezogen. Auch der nächste INCQC (International Newspaper Color Quality Club 2016–2018) wird entsprechende Anpassungen aufweisen. Und das beliebte Online-Self-Check Tool der WAN-IFRA sowie das IFRA-ICC-Profil werden an die neue ISO-Norm angepasst.
Ein wichtiges Thema sind die zulässigen Farbabweichungen der Sekundärfarben (RGB), die nun nicht mehr informativ, sondern normativ festgeschrieben sind. Die zulässigen Farbabweichungen der Übereinanderdrucke von M+Y, C+Y und C+M dürfen 8 Delta E nicht mehr übersteigen.
An dieser Stelle soll auf eine weitere Neuerung der Norm eingegangen werden: Neben der üblichen und weiterhin normativen Delta-E1976-Toleranzen, die gemäß der einfachen Pythagoras-Abstandsformel von 1976 ermittelt wird, kann der Farbabstand nun auch mit der technisch überlegenen aber komplexeren Delta E 2000 Formel beschrieben bzw. überprüft werden. Da diese Art der Farbabstandsberechnung in der neuen ISO-Norm jedoch zunächst nur informativ geregelt ist, wird weiterhin die alt-hergebrachte Auswertung im Zuge der Zertifizierung zum Tragen kommen. Die neue Abstandsberechnung kann vorerst lediglich informativ mit angegeben werden.
Eine leichte Anpassung wurde beim Farbort von Magenta vorgenommen (dies wird auf schwarzer Unterlage gemessen). Anstelle von –2 b* liegt der neue Zielwert nun bei –1 b*. Somit ist Magenta auf der Blau-Gelb-Achse leicht weniger gelblich bzw. etwas neutraler definiert. Anwender und Farben-, Pigment- und Zeitungspapierhersteller werden diese Änderung begrüßen, da nun der spezifizierte Farbort von Magenta der Realität näher rückt. Als Konsequenz daraus sollte es für die Mehrheit der Zeitungsdrucker ein wenig einfacher werden, hier Punkte bei der Zertifizierung zu sammeln, wenn Standard-Materialien zum Einsatz kommen und ordnungsgemäß produziert wird.
Der empfohlene maximale Gesamtfarbauftrag (CMYK) wurde von 240% auf 220% reduziert, wobei mindestens 90% (statt wie früher mindestens 85%) Schwarz messbar sein muss. Aus der Zertifizierungs-Erfahrung kann gesagt werden, dass moderne Bildworkflows mit diesen leicht verringerten Toleranzwerten keine Probleme bekommen sollten.
Ein wesentlicher Unterschied der neuen Revision des Zeitungsstandards ISO 12647-3 ist die Einführung der einfachen Standardabweichung als Bewertungsgrundlage für unterschiedliche Parameter (z.B. Farbregister s.u.) innerhalb von Produktionsauswertungen. In Qualitätsreihen müssen demnach 68% der überprüften Produkte, die in einer normalverteilten Stichprobe gezogen wurden, innerhalb des geforderten Toleranzkorridors liegen. Wie bereits in anderen Normen kommt diese Auswertemethode nun auch im Zeitungsdruck und damit erstmalig auch in der QUIZ-Zertifizierung zum Tragen. Während des Audits werden demzufolge mehr Testexemplare innerhalb des Drucktests gezogen und anschließend ausgewertet. Der erhöhte Aufwand führt zu leicht erhöhten Preisen für Zertifizierungs-Kandidaten.
Farbregistergenauigkeit ist ein wesentliches Qualitätskriterium bei der Bewertung von gedruckten Zeitungsexemplaren. Für den Konsumenten entscheidend ist das sogenannte Diagonalregister, also der gesamte Abstand (Hypotenuse) zwischen den 4 Farbseparationen im Umfang und in seitlicher Richtung. Bisher hatte die ISO-Norm einen Maximalwert von 0,30 mm als Toleranzgröße festgelegt und einen (nicht bindenden) Wert von maximal 0,15 mm empfohlen. In der Zertifizierung und beim International Newspaper Color Quality Club (INCQC) gab es demzufolge Punktabzüge ab einem Fehler von 0,15 mm, und bei Abweichungen größer 0,30 mm entfielen alle Punkte für dieses Qualitätskriterium.
Diese Regelung ist nun überholt. An ihre Stelle tritt eine neue einzelne normative Toleranzobergrenze von 0,20 mm, die bei mindestens 68 % der gedruckten Exemplare erreicht werden muss. Zur Auswertung ist bis auf mögliche Messmethoden nichts Genaueres vorgegeben, so dass wir bei der Zertifizierung eine entsprechend große Anzahl Register-Messungen durchführen und auswerten werden. Die Messungen erfolgen auf allen Zeitungsseiten einer ausreichend großen Stichprobe von Zeitungsexemplaren, die wir während des Audit-Testdrucks ziehen.
Im Bereich der Rasterung gibt es leichte Anpassungen, die der Entwicklung der aktuellen Technik folgen. In der alten Norm wurde festgelegt, dass die Rasterfeinheit auf 40 Linien pro cm einzustellen ist. Nun wird die Rasterfeinheit auf den Bereich 40 bis 54 Linien pro cm festgelegt, wobei diese Eckwerte lediglich Anhaltspunkte sind. Auch bisher schon zielte bei der QUIZ-Zertifizierung die gesamte „Raster-Fahndung“ auf das visuelle Ergebnis ab und lediglich bei störendem Moiré oder grober Rosetten-Struktur kam es zu Punktabzügen. Die erlaubte Mindestauflösung für CTP-Belichter wurde in der neuen ISO-Revision auf 393 Linien pro cm abgesenkt. Das ist in der Praxis wohl nur in Sonderfällen von Bedeutung.
Im Bereich Tonwertzunahmekurven gibt es Anpassungen, die für die meisten Zeitungsdrucker höchstens einen kleinen Eingriff in die RIP-Kurven nach sich ziehen. Einzelne Werte der ISO-Zielkurve haben sich im Nachkommabereich verändert, sodass eine Anpassung nicht unbedingt erforderlich ist. Diejenigen, die diese Anpassung an die neue Norm durchführen wollen, können das leicht erledigen, wenn sie die Zielkurve separat von der tatsächlichen Druckkennlinie Ihrer Druckmaschine abgelegt haben.
Für Nord-Amerika war neben der üblichen 26%-Kurve auch noch eine 30%-Kurve vorgesehen. Diese entfällt mit der neuen ISO-Norm, so dass man nun tatsächlich von einem einheitlichen weltweiten Standard in diesem Bereich sprechen kann. Die Zertifizierung erlaubt jetzt nur noch Tonwertzunahmewerte entsprechend der neuen 26%-Kurve, die von einem tonwertabhängigen Toleranzbereich umhüllt ist, der ebenfalls aus der Norm stammt bzw. aus interpolierten Werten besteht.
Der Mindesttonwertbereich im Druck wurde in der Vergangenheit mit 3% bis 90% festgelegt. Auch hier gab es eine leichte Korrektur auf 3% bis 95%, die mit modernen Maschinen und Techniken problemlos gemeistert werden kann.
Die neue ISO-Zeitungsnorm macht neben der Papierfarbe (L*a*b*) nun auch Vorgaben bei anderen Papiereigenschaften. Bei der Zertifizierung wurde schon von jeher die Papierfarbe und weitere Parameter wie Durchscheinen und Durchschlagen gemäß WAN-IFRA-Vorgaben geprüft, da wir diese für die Qualitätsbeurteilung als wesentlich betrachten. Die in der ISO 12647-3:2013 festgelegten informativen Qualitätsparameter „Flächengewicht und Glanz“ halten wir für weniger wichtig, so dass sie auf das Zertifizierungsergebnis keinen Einfluss haben.
Das im INCQC entwickelte Model zur Ermittlung einer Graubalance im Zeitungsdruck gilt weiterhin für die Praxis-Prüfungen der Druckqualität. Für das menschliche Farbempfinden beim Zeitungsbetrachten sind das dunkelste Schwarz (4c-Schwarz) sowie das „Papier-Weiß“ die entscheidenden Stützstellen. Als neutrales Grau wird vom menschlichen Auge empfunden, was auf oder sehr nahe an einer gedachten Verbindungslinie zwischen den zwei Eckwerten im dreidimensionalen Farbraum liegt.
Die im INCQC und QUIZ- bzw. WAN-IFRA-ISO-Zertifizierung verwendeten Primärfarbkombinationen (s. IFRA Cuboid) haben sich über die Zeit als praxisgerecht erwiesen, so dass wir derzeit keine Veranlassung sehen, auf die Werte des nur informativen Anhangs B der ISO 12647-3:2013 umzustellen. Mit der Verwendung moderner Farbeinspar-Software und mit Softproof-Monitoren am Druckmaschinenleitstand ist die Nutzung der Graubalance zur Qualitätssteuerung in der Praxis statistisch rückläufig geworden.
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Autor:
Moritz Schwarz ist Senior Consultant bei Kirchner+Robrecht management consultants. Er führt im Auftrag von WAN-IFRA Audits und Zertifizierungsprojekte durch.
Redakteur:
Manfred Werfel, WAN-IFRA Deputy CEO
Executive Director, Global Events