Zwei Jahre später entstand eine Ludwigshafen-Ausgabe des Mannheimer Morgens. Mit vielen kleinen Zeitungen in Nordbaden wurden in der Folgezeit Kooperationsverträge geschlossen, so mit den Fränkischen Nachrichten, dem Wertheimer Tageblatt, der Bad Mergentheimer Zeitung, der Schwetzinger Zeitung, der Hockenheimer Tageszeitung, den Weinheimer Nachrichten und der Odenwälder Zeitung. 1967 wurde in Mannheim die sozialdemokratische AZ übernommen. 1975 wurde die Druckerei von der Innenstadt nach Wohlgelegen verlegt, die Redaktion folgte 2003. Damit wurde das traditionsreiche Pressehaus in R1 endgültig aufgegeben.
Heute gehört der MM zur Dr. Haas Mediengruppe, welche verschiedene Tageszeitungen herausgibt. Der MM beschäftigt ca. 280 Mitarbeiter und hatte 2018 einen Umsatz von 52,7 Mio. €. 48.000 Druckplatten pro Monat werden in Mannheim verarbeitet. Neben dem Zeitungsdruck bietet der MM auch Inhouse-Service für Akzidenzdruck-, Anzeigen-, Wochenblätter und Versand an. Durch die Zugehörigkeit zur Dr. Haas Mediengruppe erweitert sich die Angebotspalette um Radiobeteiligungen, eine Werbeagentur, einem Postdienstleister, einem Direktverteilunternehmen und seit neuestem sogar einem TV-Sender (Rhein-Neckar Fernsehen) als Digitalstrategie für lokale Videos und Berichterstattungen.
In Mannheim wird großer Wert auf Qualität und Flexibilität gelegt. In einem engen Marktumfeld, in dem der Zeitdruck steigt, die Printauflagen, gerade im Vergleich zu Digital, sinken, wird das „Geschäftsmodell Zeitung“ vor neue Herausforderungen gestellt. „Wir haben den Trendwandel fest im Blick“, sagt Hermann Scheuerer, technischer Leiter beim MM. „Die gedruckte Zeitung entwickelt sich aus meiner Sicht zum Nischenprodukt und perspektivisch zum „Luxusprodukt“.“ Diese Erkenntnis ergibt sich aus den Beobachtungen und Erfahrungen der verschiedenen Zielgruppen:
Während die Generation 60+ noch ganz selbstverständlich ein gedrucktes Zeitungsabo abschließt, lesen die jüngeren Generationen vermehrt die digitalen Ausgaben. Für den MM spielt Print nach wie vor eine wichtige Rolle. Darum wurde in 2018 die Entscheidung getroffen, den Workflow auf Agfas Arkitex Production umzustellen. Gleichzeitig wurde auch in neue Advantage N-PL Belichter mit Palettenloader und Attiro VHS Auswascheinheiten investiert. Auch für das Plattenhandling und die Verbringung an die Druckmaschine sind Änderungen in der Umsetzung. Hier wird zukünftig das NELA just-in-time Konzept dafür sorgen, dass Fehler minimiert und Abläufe einfacher werden.
Die Umstellung des Workflows folgte in einer Parallelinstallation, bei der das Altsystem noch aktiv war. So konnte Arkitex Production parallel getestet und angepasst werden. Ab Ende August 2019 wird dann ausschließlich die neue Software im Einsatz sein. Dank der Palettenloader und der hohen Systemleistung erfolgt die Produktion schneller und mit der Prozessüberwachung per Kamera sind Abweichungen und/oder Schwierigkeiten schnell lokalisiert und ermöglichen so eine schnelle Reaktion. In Mannheim mussten die neuen CtP-Linien aus Platzgründen vom Leitstand weg installiert werden. Dabei arbeiten die Belichter als ein geschlossenes System, in dem die Druckplatten direkt den NELA „Bahnhöfen“ nach Druckwerken sortiert in der richtigen Reihenfolge zugeordnet werden, um von dort zum APL-System der Colorman „autoprint“ zu gelangen. An zwei großen Bildschirmen sind die Vorgänge nachzuverfolgen. Heute wird in der Plattenherstellung kein reines CtP Personal mehr benötigt. Auch dies gehört in Mannheim zum Konzept, um den sich ändernden Marktbedingungen Sorge zu tragen. Der Trend geht eindeutig in Richtung Digital. Für die Redaktion bedeutet das: „Online first“ mit nutzerspezifischem Inhalt und entsprechenden Anpassungen auf das Leseverhalten und die Interessen der Abonnenten.
„Wir stellen uns diesen Herausforderungen gern. Beim MM ist Stillstand ein Fremdwort und mit unserer Partnerschaft zu Agfa haben wir einen geeigneten Partner gefunden, mit Ideen und Lösungen, die auf unseren Bedarf und unsere Bedürfnisse zugeschnitten sind. Der Austausch von innovativen Ansätzen und Ideen ist konstruktiv und für die weiteren Optimierungsprozesse förderlich, führt Hermann Scheuerer aus.
(https://www.morgenweb.de – https://www.agfagraphics.com)