Summary

Der erste Special Report aus der Reihe „Reorganisation in der Redaktion“ unter dem Titel „Change- Management-Grundlagen“ bot einen Überblick über die Veränderungen, die Zeitungsverlage derzeit im Hinblick auf ihre Redaktionen vornehmen. Viele Redaktionen befassen sich mit der Konzeption neuer und der Weiterentwicklung vorhandener Redaktionsprodukte auf der Basis multimedialer Plattformen und suchen nach Wegen, das empfindliche Gleichgewicht von Kosten und Zeit auf der einen und Qualität, Kreativität und Innovation auf der anderen aufrecht zu erhalten. Mit dem vorliegenden Special Report, dem zweiten dieser Reihe, wird dieser Überblick über das derzeitige Klima des Wandels in der Zeitungsbranche auf die nächste Ebene gehoben: Es werden vier Fallbeispiele von Zeitungsredaktionen in Europa vorgestellt, die Veränderungsprogramme geplant bzw. bereits umgesetzt haben. An diesen Fallbeispielen lassen sich verschiedene Ansätze für die Umsetzung von Veränderungen ablesen. Einige sind den Weg des inkrementellen Wandels gegangen, indem sie beispielsweise die Printreporter allmählich an eine multimediale Arbeitsweise heranführten. Andere entschieden sich für einen radikaleren Wandel, z. B. für Personalabbau, den Umzug in ein neues Gebäude und die Einrichtung völlig neuer Workflows, Organisationsstrukturen und IT-Infrastrukturen. Eine der größten Herausforderungen für alle vier Redaktionen bestand darin, das Bewusstsein und das Verständnis der redaktionellen Mitarbeiter für die Notwendigkeit des Wandels zu stärken, insbesondere in den Fällen, wo die untersuchten Redaktionen dazu übergingen, auch digitale Inhalte zu erstellen. Weitere Herausforderungen waren die Planung und Umsetzung von Veränderungen hinsichtlich zentraler redaktioneller Abläufe sowie erhebliche Widerstände von Mitarbeiterseite, die z. T. zu Verzögerungen und im Extremfall auch zu einer Rückgängigmachung des Veränderungsprozesses führten. Doch es gibt auch zahlreiche Erfolgsbeispiele. Ein Fallbeispiel zeigt, wie es mit einer dreiteiligen Strategie gelang, traditionelle Print-Journalisten an eine regelmäßige Kooperation mit den TV-Reportern heranzuführen. Ein weiteres Beispiel macht deutlich, wie sich ein über mehrere Phasen angelegtes Projekt zur Neugestaltung der Redaktion als ganz wesentlich für die Umstellung von einer monomedialen auf eine multimediale Arbeitsweise erwies. In allen vier Fallstudien wird über einige der entscheidenden Phasen des Veränderungsprozesses der jeweiligen Redaktionen berichtet. Die gesammelten Erfahrungen sowie die Stärken und Schwächen der Projekte werden Eingang finden in den letzten Bericht dieser Reihe, der Leitlinien und Prinzipien für Zeitungsverlage aufstellt, die den Wandel in ihren eigenen Redaktionen erfolgreich bewältigen möchten.