Viele Zeitungsverleger, die sich Gedanken über neue Geschäftsstrategien für 2011 machen, würden, dessen bin ich mir sicher, mit Wills Behauptung konform gehen. Für sie hat die prophezeite digital dominierte Zukunft mit all ihren guten und schlechten Seiten gestern begonnen – blitzartig. Die meisten von uns hinken ihr seither hinterher. Einige waren ­jedoch darauf vorbereitet und haben sich auf diese Welt des unablässigen Wandels, in der wir uns jetzt befinden, eingestellt. Und sie überleben nicht nur, sie haben auch Erfolg.

Diese einfache Erkenntnis wird von den Umfrageergebnissen der jüngst erschienenen „World News Future & Change“-Studie bestätigt: Eine überwältigende Mehrheit von Zeitungsverlegern gab an, der Entwicklung neuer (vorwiegend digitaler, aber auch gedruckter) Produkte höchste Priorität einzuräumen, um schrumpfende traditionelle Erlöse zu kompensieren. Natürlich steht auch die Ablauf- und Prozessrationalisierung, sprich Kosteneinsparung, auf der Prioritätenliste ganz weit oben.

Zwei Diagramme dieser Studie haben wir zu Beginn unseres „Leitfadens für Entscheider“ veröffentlicht, in dem wir einige der von den Verlegern fokussierten Top-Prioritäten für 2011 beleuchten: Unter „Bereiche mit Potenzial für Optimierung und Wachstum durch Investitionen“ steht gleich an zweiter Stelle – hinter „Entwicklung neuer Medienprodukte“ – „Marketing und Branding für die Zeitung“. 49 % von fast 500 Umfrageteilnehmern gaben dies als Priorität an.

Das finde ich bemerkenswert – aus mehreren Gründen.

Zeitungsverleger werden oftmals dafür gerügt, dass sie es nicht schaffen, ihre Marke konsistent und effektiv zu vermarkten, vor allem auf lokaler Ebene, ihrem Basisgeschäft. Manchen gelingt das erstaunlich gut, doch sie sind eher die Ausnahme. Daher ist es meiner Meinung nach sehr ermutigend, dass Führungskräfte von Zeitungen hier eine Investitions­priorität sehen, insbesondere vor dem Hintergrund der nicht idealen wirtschaftlichen Rahmen­­bedingungen, wo Marketingbudgets sehr genau unter die Lupe genommen werden.

In unserem jährlichen Business Report berichtet unsere Wirtschaftsredakteurin Valérie Arnould über das fragile Geschäftsklima. Trotz der wirtschaftlichen Erholung, so Arnould, sind Teile ihres bisherigen Geschäfts weitgehend weggebrochen und zum digitalen Medienwettbewerb kommt noch hinzu, dass die traditionellen Medien sich um das verbleibende Geschäft einen erbitterten Kampf liefern. Es gibt jedoch auch Orte und Regionen, die eine positive Entwicklung verbuchen, insbesondere Asien und Australien.

Apropos Rüge und unversehens hereinbrechende Zukunft... Ja, unser Magazin wird jetzt auf Zeitungspapier gedruckt. Und ja, wir hätten diese Umstellung definitiv besser vermitteln und vermarkten können. Ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage.

Warum die Umstellung? Auf der IFRA Expo stellte uns ein Leser unserer Messezeitung Gazette, die wir dort täglich erstellen und auf Zeitungsdruckpapier produzieren, die Frage: „Sie berichten über die Zeitungsindustrie, warum bringen Sie eigentlich Ihr Magazin nicht auch auf Zeitungspapier heraus?“ 2010 haben wir diesen Rat beherzigt und drei themenspezifische EXTRA-Ausgaben auf Zeitungspapier eingeführt. Das positive Feedback von ­Lesern und Anzeigenkunden war uns Bestätigung für die Richtigkeit dieser Entscheidung und Anlass, auch die Print-Ausgabe unseres regulären Magazins auf Zeitungsdruckpapier zu produzieren – mit unveränderter Zielsetzung in Bezug auf Relevanz, Qualität und Fachkompetenz und integriert mit der Digital-Publikation sowie weiteren Angeboten für unsere  wachsende Leserschaft. Sie können sicher sein, dass wir mit den Themen, über die wir 2011 und darüber hinaus berichten werden, auch künftig die drängendsten Fragen behandeln, vor die Verleger sich gestellt sehen, um sie dabei zu unterstützen, sich für die unversehens hereinbrechende Zukunft zu wappnen.